Alles, was neu ist, wirft zunächst einmal viele Fragen auf. Absolute Transparenz ist wichtig, um Akzeptanz und Vertrauen zu schaffen. Hier finden sich Antworten auf wichtige Fragen rund um die Lavation.
Ein konkreter Zeitpunkt kann aktuell noch nicht genannt werden. Wir sind in ständigem Austausch mit den Sozialministerien der Länder und haben entsprechende Anträge auf Zulassung der Lavation und Aufnahme in das jeweilige Landesbestattungsgesetz gestellt. In Deutschland ist das Bestattungsrecht Ländersache – es gibt also 16 verschiedene Gesetze, was die flächendeckende Zulassung einer neuen, zusätzlichen Bestattungsart zu einem langwierigen Prozess macht. In Anbetracht von Klima- und Energiekrise sehen wir allerdings Eile geboten, um den Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit in unserer Branche aktiv voranzutreiben.
Im Wesentlichen handelt es sich bei diesem Prozess um eine beschleunigte Variante der natürlichen Zersetzung. Hydrolyse beschreibt die Spaltung einer chemischen Verbindung durch eine Reaktion mit Wasser.
Die Lösung besteht aus ca. 95 % Wasser und ca. 5 % Alkali. Bei den verwendeten Alkalien handelt es sich um dieselben Stoffe, die in gängigen Kosmetikprodukten, Körperwaschmitteln oder bei der Lebensmittelzubereitung zum Einsatz kommen.
Es verbleiben Knochen und Zähne (Kalziumphosphat) im Lavarium sowie eventuell vorhandene Prothesen. Die menschlichen Überreste werden für die Beisetzung in einer Urne zur sogenannten „Weißen Asche“ vermahlen.
Ein wesentlicher Faktor ist die große Energieeffizienz. Im Vergleich zur Feuerbestattung werden über 90 % Energie eingespart4 (s. u.). Gleichzeitig entstehen keinerlei schädliche Emissionen. Darüber hinaus werden durch die alkalische Hydrolyse sämtliche Schadstoffe neutralisiert, sodass die Umwelt nicht durch Medikamente o. Ä. belastet wird.
Gesetzlich ist diese Frage noch nicht final geklärt. Besteht der Wunsch, eine Trauerfeier vor der Lavation abzuhalten, besteht in jedem Fall die Möglichkeit, einen Sarg zu leihen. Anders als bei der Feuer- und der Erdbestattung ist für die Lavation selbst kein Sarg erforderlich.
Die verbleibende Flüssigkeit ist mikrobiologisch steril und enthält keine DNA/RNA mehr5 (s. u.), da das Verfahren den menschlichen Körper vollständig in seine ursprünglichen Elemente aufschlüsselt – Aminosäuren, Peptide, Zucker, Mineralien. Die Flüssigkeit wird gefiltert und kann anschließend bedenkenlos der Entwässerung zugeführt werden. Die Ableitung erfolgt entsprechend aller gesetzlichen Vorschriften und Umweltauflagen.
TNO aus den Niederlanden – eine unabhängige, gemeinnützige Forschungsorganisation – führte eine Studie³ (s. u.) durch, um die Sicherheitsaspekte des Verfahrens zu bewerten. Es wurde u. a. das Abwasser untersucht, es wurde eine Gefährdungs- und Risikoanalyse (HAZOP-Analyse) durchgeführt und maschinenabhängige Prüfbescheinigungen (inkl. Prozess- und Instrumentendiagramm) überprüft und erstellt. Die Studie bestätigt, dass die alkalische Hydrolyse technisch sowie biologisch sicher ist und keine Gefahr für Mensch und Umwelt darstellen. Das Abwasser aus dem Prozess kann sicher in die Entwässerung abgeleitet werden.
Zu dieser Frage gibt es viele individuelle Meinungen – auch die Haltung zu anderen, bereits etablierten Bestattungsformen variiert stark. Prägend sind in der Diskussion vor allem religiöse, kulturelle und emotionale Aspekte. Kritiker:innen des Verfahrens argumentieren mit Pietät- und Würdelosigkeit, weil die Ableitung der verbleibenden Flüssigkeit in die Entwässerung mit „Entsorgung“ gleichgesetzt wird. Dieses Argument rückt für uns den Fokus zu sehr auf den Entsorgungsaspekt, der letztlich Teil jeder Form der Bestattung ist. Im Mittelpunkt der Betrachtung sollten hingegen die individuelle Abschiednahme von der verstorbenen Person, der Umgang mit dem Leichnam durch die Bestattenden und die abschließende Beisetzung stehen. Hier gliedert sich die Lavation nahtlos in den bestehenden Trauerprozess ein und ist deshalb aus ethischer Perspektive analog der Feuerbestattung zu betrachten. Welches Gefühl jede:r Einzelne gegenüber der Lavation verspürt, können wir nicht beeinflussen. Für uns persönlich ist es ein positives: Es geht zurück zu den Elementen, aus denen Leben entsteht – zurück zum Ursprung, sodass sich der Lebenskreislauf schließt.
Gerne möchten wir an dieser Stelle noch auf eine Ausarbeitung der Universität Bonn „Zur ethischen Vertretbarkeit der Einführung von Verfahren der alkalischen Hydrolyse im Bestattungswesen in Deutschland“ verweisen.
Da uns Austausch in alle Richtungen wichtig ist, stehen wir natürlich auch mit Vertretern der Kirchen in Kontakt. Eine abschließende Bewertung und Stellungnahme liegt zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht vor, da auch die wissenschaftliche und gesellschaftliche Diskussion rund um diese neue Bestattungsart noch in vollem Gange ist. Für die Kirche ständen vor allem seelsorgerische Fragen im Fokus, also etwa die Möglichkeiten des Abschiednehmens. Daneben widme man sich außerdem der theologischen und liturgischen Auseinandersetzung mit der Lavation.
¹ Health Council of the Netherlands (2020): The admissibility of new techniques of disposing of the dead. To: the Minister of the Interior and Kingdom Relations Nr. 2020/06e. Advisory report. The Hague, May 25, 2020 (https://www.healthcouncil.nl/documents/advisory-reports/2020/05/25/admissibility-of-new-techniques-of-disposing-of-the-dead)
² Nederlandse Organisatie voor toegepast-natuurwetenschappelijk onderzoek (TNO) (2014): Milieueffecten van verschillende uitvaarttechnieken – update van eerder TNO onderzoek. TNO-rapport. TNO 2014 R11303 (Keijzer, E. E.; ten Broeke, H. M.; Ansems, A. M. M.)
³ Reinders JEA, Spruijt MPN. Veiligheidsanalyse Resomeren. Utrecht: TNO, 2018
4 Energieaudit 2021 Krematorium Am Waldfriedhof Schwäbisch Hall GmbH & Co.KG, Forschungsprojekt alkalische Hydrolyse der dank & treu GmbH & Co.KG in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim 2023
5 Belgian Biosafety Professionals. A BBP proposal on the regulatory status of the sterile liquid and solid fractions resulting from alkaline hydrolysis of animal carcasses. 2014
Scottisch Police Services Authority. DNA Analysis of resomation product. Glasgow: Scottisch Police Services Authority, 2010